Fetische - What turns you on?

Lack und Leder oder doch Luftballon und Urin? Das Spektrum an sexuellen Fetischen ist breit gefächert – und bis heute immer noch stark tabuisiert. Welche unterschiedlichen Dinge für Menschen erregend sind und warum so wenige darüber sprechen, haben wir herausgefunden.
„Als ich neun Jahre alt war, habe ich einen Luftballon umarmt und bekam dabei eine Erektion“, erzählt Luis* im Gespräch mit der miss. Damit begann für den heute 38-jährigen Spanier eine Auseinandersetzung mit dem Thema Sexualität, die wohl deutlich anders aussah als bei den meisten von uns – denn Luis entdeckt in diesem Moment, dass er einen Fetisch hat, und zwar einen für Luftballone.

„Von einem Fetisch spricht man, wenn sexuelle Fantasien auf unbelebte Objekte und/oder einen bestimmten Körperteil bezogen sind.“

sagt Sexualtherapeutin Bettina Brückelmayer.
fetische

Von Furrys, Füßen und anderen Fetischen

Abgesehen vom Luftballonfetisch kann man die unterschiedlichsten Materialien anziehend finden: Lack und Leder, Spitze oder Plastik etwa. Auch spezielle Kleidungsstücke wie Nylonstrümpfe, Pelz oder Furry-Kostüme (also pelzige Tierkostüme) können das Objekt eines Fetischs sein. Besonders bekannt sind auch Fetische wie der Fußfetisch, der oft in Verbindung mit speziellen Schuhen, Strümpfen oder Socken gebracht wird. Aber egal, worum es geht, das Ergebnis eines Fetischs ist meistens gleich: „Die Menschen brauchen dieses Objekt oder diesen Körperteil für ihre sexuelle Erregung“, schildert die Expertin.

„Von einem Fetisch spricht man, wenn sexuelle Fantasien auf unbelebte Objekte und/oder einen bestimmten Körperteil bezogen sind.“

„Die Leute gehen davon aus: Mit mir ist etwas falsch, mit mir stimmt was nicht!“

schildert Bettina Brückelmayer.

Zuflucht in Onlineforen

In seinem Datingleben versucht er deshalb, die Sache eher diskret anzusprechen. „Bei Beziehungen versuche ich, herauszufinden, ob sie Luftballone mag. Ich dekoriere bei einem Date zum Beispiel den Raum mit Ballons.“ Für viele kommen solche Anspielungen aber erst gar nicht infrage. „Da haben die Menschen oft einen Leidensdruck, weil sie nie mit jemandem darüber gesprochen haben“, schildert Brückelmayer. Eine Möglichkeit, diesem Leidensdruck zu entkommen, ist das Internet. In diversen Onlineforen und Threads tauschen sich zahlreiche Menschen über ihre Fetische aus. Auch für Luis war das Gespräch online eine große Entlastung. Er hat in den sogenannten Looner-Foren Menschen gefunden, die seine Leidenschaft teilen. „Die Looner-Community ist für uns etwas Gutes, denn wir können hier Erfahrungen teilen und Meinungen äußern. Wir fühlen uns dadurch nicht alleine oder so, als ob wir Weirdos wären“, erzählt er.

Andere machen hingegen den Schritt zur Therapie, um offen über ihren Fetisch zu sprechen. Dort können sich auch Möglichkeiten finden, wie der Fetisch ausgelebt werden kann. Eine Möglichkeit, erzählt die Sexualtherapeutin, ist etwa ein Besuch bei einer Sexworkerin oder Domina.

Wie wird man das Stigma los?

Um diese Stigmata zu durchbrechen, braucht es vor allem eins: offene Kommunikation. Fetische wie eine Vorliebe für Luftballone sind harmlos – und sollten offen besprochen werden … Vielleicht kann man nicht jeden Fetisch nachvollziehen oder findet so manchen unerklärlich oder absurd. Doch die harmlosen Fetische, die sich auf Materialien fokussieren und in Beziehungen mit Konsens umgesetzt werden, sind am Ende eigentlich nur eines: ein etwas anderer Ausdruck von Sexualität – und dafür sollte man sich eigentlich nicht schämen müssen.

Psychotherapie Brückelmayer

Psychotherapie – Sexualtherapie – Paartherapie