Welt der Frauen: Der Sex meines Lebens – Es gibt keine Norm
„Ich muss herausfinden, was ich will, und es dem Partner mitteilen.“
Sie arbeiten viel mit Paaren. Mit welchen Problemen kommen diese zu Ihnen?
Warum ist das so?
Am Anfang einer Partnerschaft ist in unserem Körper ein Hormoncocktail aus Endorphinen, Dopamin, Serotonin, Oxytocin und Adrenalin am Werk. Wir sind verliebt, wie im Rausch, möchten ständig Sex mit unserem Partner haben. Diese Hormone lassen im Laufe einer Beziehung nach. Dann beginnt die eigentliche Liebe. Viele Paare wissen das aber nicht und denken dann, dass etwas in ihrer Beziehung nicht stimmt.
Wie gehen Sie hier vor?
Ich frage die Paare, wie ihr letzter Sex war, welche Gefühle und Gedanken sie dabei hatten. Oft schaffen es Menschen nicht, in ihr Gefühl zu kommen, sondern sind in ihrem Gedankenkarussell gefangen. Vor allem Frauen denken viel nach, auch darüber, wie sie wirken, ob ihre Brüste gut aussehen oder ihre Cellulite gut versteckt ist. Es gibt Paarübungen, um ins Gefühl zu kommen. Auch über Körpersprache lässt sich viel ableiten, also, wie der Körper auf welche Berührung reagiert. Oft schaue ich auch in die Biografie meiner KlientInnen: Wie war die sexuelle Entwicklung, gibt es Ereignisse, die sie geprägt haben, was hat man ihnen vorgelebt? Meistens ist es ja so, dass ein Partner mehr Lust hat als der andere. Dieser übt dann Druck aus, der andere zieht sich zurück. Beide sind verletzt und haben noch weniger Sex. Ein Teufelskreis entsteht.
Wie schaffen es Paare, diesen Teufelskreis zu durchbrechen?
Die Probleme haben bei jedem Paar unterschiedliche Auslöser. Vielleicht hat der lustlose Partner seine Lust noch nie entdeckt. Auch dafür gibt es Übungen. Gut wäre es, einen gemeinsamen Nenner zu finden und neugierig zu bleiben. Hier braucht es eine gute Kommunikation. Durch bewusstes Zeitnehmen und das Eingehen auf sexuelle Bedürfnisse von beiden Seiten können Paare es schaffen, wieder guten Sex zu haben. Umgekehrt muss der Partner, der Druck ausübt, auch lernen, ein Nein zu akzeptieren, und der lustlose Partner muss auch aus seiner Lustlosigkeit aussteigen wollen. Männer neigen dazu, Sex als Ventil zu benutzen, um sich abzureagieren. Sie könnten sich ein anderes Ventil suchen. Frauen wiederum müssen Stress ausschalten, um Sex haben zu können.